Im Projekt
„Empowered by Democracy“ diskutierten ab 2017
Jugendliche in ganz Deutschland in verschiedenen Formaten
über die Frage „Wie wollen wir in dieser Gesellschaft
zusammenleben?“. Nach nahezu drei Jahren ziehen wir im
Herbst 2019 Bilanz und blicken auf vielfältige
Begegnungen, spannende Diskussionen und gemeinsame
Aktivitäten zurück.
Rund 200 junge Teamerinnen und Teamer mit Fluchthintergrund haben an Qualifizierungen für die Bildungspraxis teilgenommen und werden künftig ihre Themen und Geschichten in die Praxis der politischen Bildung einbringen. Insgesamt konnten mit nahezu 250 Seminaren, Tagungen und anderen Bildungsveranstaltungen mehr als 5.600 Menschen erreicht werden. Rund 250 neue Kooperationen mit verschiedenen Trägern und Projekten sind entstanden, an die auch nach Ende des Projekts angeknüpft werden kann.
Die vorliegende Broschüre versteht sich als Abschlusspublikation von „Empowered by Democracy“. Sie trägt wichtige Ergebnisse zusammen und bietet praxisnahe Einblicke in eine politische Bildungsarbeit, die junge Migrant*innen als handelnde Subjekte stärkt, bildet und vernetzt. Auch eine Zusammenfassung der Abschlusskonferenz vom September 2019 in Berlin ist enthalten. Die Broschüre möchte Anregungen für eine Bildungspraxis geben, die die Verwirklichung des Rechts auf demokratische Teilhabe aller jungen Menschen unterstützt.
„Empowered by Democracy“ feierte am Abend des
25. September 2019 sein Finale unter dem Motto: „Alle an
einem Tisch – Erfahrungen teilen, voneinander lernen“.
Über 100 Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet folgten der
Einladung des Bundesausschuss Politische Bildung (bap)
e.V. nach Berlin. Als Teamerinnenn und Teamer der
politischen Jugendbildung gestalteten junge Menschen mit
und ohne Fluchthintergrund den Abend.
Im Rahmen des Projekts “Empowered by Democracy“
nahmen bis Sommer 2019 über 3.500 Jugendliche an Angeboten
der politischen Bildung teil, gut die Hälfte davon mit
Fluchterfahrung. Rund um die Frage „Wie wollen wir in
dieser Gesellschaft zusammenleben?“ diskutierten sie
zahlreiche gesellschaftspolitische Themen. In der
Begegnung entwickelten sie ihr Verständnis für
verschiedene Meinungen, Lebensentwürfe und Werthaltungen.
In Empowerment-Formaten stärkten sie ihre
Handlungsfähigkeit in der Demokratie. In
Qualifizierungsformaten erlernten sie das Handwerkszeug
der politischen Bildungsarbeit.
Das Themenfeld Flucht und Migration dominiert
gesellschaftliche und politische Diskurse in Deutschland
und Europa mit weitreichenden Folgen für
Parteienlandschaften und die politische Kultur. Hierbei
geraten häufig die Erlebnisse und Geschichten von
geflüchteten Menschen aus dem Blick. Flucht und
Einwanderung bringen nicht nur für die
Aufnahmegesellschaft, sondern auch für die neu
Angekommenen viele Herausforderungen mit sich. Die
Mehrheit der geflüchteten Menschen ist unter 25 Jahre alt
und auf der Suche nach einer selbstbestimmten friedlichen
Zukunft. Als in Deutschland lebende Menschen haben sie ein
Recht auf Teilhabe an der demokratischen Gesellschaft,
auch wenn ihre Möglichkeiten durch asyl- und
aufenthaltsrechtliche Bestimmungen de facto eingeschränkt
werden. Vor diesem Hintergrund entwickelte die Gemeinsame
Initiative der Träger Politischer Jugendbildung im bap
(GEMINI), in der die Evangelische Trägergruppe Mitglied
ist, das Projekt „Empowered by Democracy“.
Der Empowerment-Ansatz ist für die Arbeit mit
geflüchteten Jugendlichen besonders interessant. Für diese
heterogene, aber tendenziell prekarisierte, machtarme
Gruppe, die sich mit den psychischen und physischen Folgen
ihrer Flucht im Gepäck in einer neuen Umgebung
zurechtfinden muss, erscheinen Empowerment-Strategien als
ein erfolgversprechender Weg zur Stärkung der
Handlungsfähigkeit. Zudem ist der Ansatz für eine
politische Jugendbildung attraktiv, die die Verwirklichung
gleicher demokratischer Teilhabechancen für alle
Jugendlichen in der Migrationsgesellschaft unter dem
Leitgedanken der Inklusion in den Blick nimmt. Er hilft,
die Wissensbestände der politischen Bildung unter diesem
Blickwinkel zu sortieren, um den aktuellen Anforderungen
der Migrationsgesellschaft auf der Höhe der Zeit zu
begegnen. Das Diskussionspapier bündelt praktische
Erkenntnisse und die Auseinandersetzung der beteiligten
projektbeteiligten Bildungspraktiker*innen.